Johann Michl & Sohn

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BlackLizzard
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Johann Michl & Sohn

Beitrag von BlackLizzard »

Hallo,

Ich bin auf der Suche nach Informationen über die Firma Johann Michl und Sohn aus Graslitz.

Ich bin im Besitz von 2 Alt-Saxophonen mit den Seriennummern 1932 und 2153.
Leider sind im Internet keine Informationen zu diesem Hersteller zu finden.

Die Instrumente weisen die Gravur "Johann Michl und Sohn Graslitz in Sudetengau" auf.

Laut zusätzlicher Gravur wurde die Nummer 1932 im Jahre 1954 bei der Firma Wendelin Michl in Schwaikheim bei Stuttgart repariert.
Auch zu Wendelin Michl schweigt das Internet.

Ich freue mich über alle Informationen.

LG Jean-Marie

Heidrun Eichler
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von Heidrun Eichler »

Liebe Jean-Marie,

unsere Datenbank sagt zu Johann Michl:
1838-1899 Lebensdaten
Instrumentenfabrik und Versandgeschäft in Graslitz, Firmengründung 1870

Signum:
"Johann Michl&Sohn"
gedruckte Zettel (umrandet):
Johann Michl&Sohn //
Musikinstrumenten Fabrik //
in GRASLITZ, BÖHMEN oder:
Gegründet 1870 //
JOHANN MICHL&SOHN //
Musikinstrumenten-Erzeugun


WAB, deWit (1909,1912): (Inhaber: Josef Michl); Graslitz, Kaiserstraße 937, Musikinstrumenten- und Saiten-Versandgeschäft //
WAB, deWit (1930): (Inhaber: Wendelin Michl); Graslitz, Kaiserstraße 937, Fabrikation von Musikinstrumenten, auch Klavier- und Harm.-Handlung .
Ab 9.3.1932 OHG, (Rudolf und Adolf Michl).
Sein Sohn Josef (siehe dort)trat um 1880 in die Firma ein und führte diese weiter.

Ich nehme an, dass er das Saxophon von einem Instrumentenbauer bezogen hat, aber es wird mit Sicherheit aus dem böhmisch-vogtländischen Musikwinkel kommen.


Vielleicht hilft das schon?

Viele Grüße
Heidrun

intune
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von intune »

Hallo Jean-Marie.

dein text:
Laut zusätzlicher Gravur wurde die Nummer 1932 im Jahre 1954 bei der Firma Wendelin Michl in Schwaikheim bei Stuttgart repariert.



...eine reparatur aufwändig als gravur zu dokumentieren ist schon sehr ungewöhnlich.
könnten wir dazu ein Bild hier eingestellt bekommen? - falls dies zu umständlich sein sollte gerne auch als anlage per mail saxclar@gmx.de - danke.

Michl hat nie selbst Saxophone gebaut, ich nehme auch an dass die ausführung deiner 2 alt-saxe nicht aufwändig ist, vermutlich vernickelt, bis hoch e, je nach baujahr und bezug sogar nur bis tief h.

lass es uns wissen.

grüsse

Heidrun Eichler
Museumsmitarbeiter
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von Heidrun Eichler »

Fortsetzung zu heute Morgen:

Wendelin Michl
gestorben 1973, die Firma erlosch 1970

Er übernahm am 1.9.1926 käuflich die Firma "Johann Michl&Sohn" // am 1.2.1948 erhielt W. Michl den Gewerbeschein


Viele Grüße
Heidrun

BlackLizzard
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von BlackLizzard »

Erst mal Danke für die bisherigen Infos.

Hier jetzt mal ein paar Bilder von dem Saxophon SN 1932
Das Saxophon befindet sich noch in der Ueberholung. Kork des Munstückes ist noch nicht vorhanden.

Bild

Bild

Gravur des Reparaturhinweises
Bild

Bild

Bild


LG Jean-Marie

BlackLizzard
Beiträge: 4
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von BlackLizzard »

Die Fotos sind wohl etwas klein geraten.

Hier ein paar Details
Bild

Bild

Bild

Bild

Bild


Das das Instrument im Moment noch nicht spielbereit ist habe ich es noch nicht testen können.
Es sieht aber so aus als ob der Umfang von Tief B bis Hoch Fis gehen würde (Verglichen mit der Grifftabelle eines modernen Saxophons)




LG Jean-Marie

Matthias Vogt
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von Matthias Vogt »

Vor einigen Jahren konnten wir eine wunderbare Kaisertuba „Wendelin Michl – Schwaikhaim b. Stuttgart“ erwerben. In den letzten Jahren haben wir uns mehr und mehr auf tiefes Blech spezialisiert und merken, dass internat. Künstler besonders auf der Suche nach alten Tuben aufgrund des Klanges sind. Möchten diese allerdings an die heutigen musikalischen Anforderungen anpassen. So haben wir aufwendig in die Instrumente teilweise neue Meinlschmidt-Maschinen integriert, den Rohrverlauf der 3. und 4. Züge verändert, Mundrohre teilw. verändert u.s.w. Alles in Zusammenarbeit mit dem Kunden.

Nun war geplant dieses Instrument ähnlich zu modifizieren. Breiter 1. Zug, neue Meinlschmidt-Maschine, Rohrverlauf am 3. und 4 Zug verändern und frei legen, Kappen teilw. entfernen, Stimmzüge aus Blechzuschnitt und reversed und ein größeres Mundrohr für bessere Intonation und Ansprache. Somit werden bis zu 80% neu gefertigt. Lediglich der Korpus bleibt original. Bei der Wendelin Michl liegt diesmal kein Kundenauftrag zugrunde, sondern wir möchten das Instrument mit einer umfangreichen schriftlichen und bildlichen Dokumentation für unsere neue Webseite aufarbeiten.

Durch die Recherche der Historie würden wir zuvor vielleicht doch noch ein paar weitere Informationen erforschen. Darüber hinaus würde uns Ihre Meinung hierzu sehr interessieren.

Beste Grüße
Matthias Vogt

Heidrun Eichler
Museumsmitarbeiter
Beiträge: 1226
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von Heidrun Eichler »

Hallo Matthias,

schön, dass die Frage nun hier gelandet ist. Ich hatte ja meine Meinung schon gesagt.

Gibt es diese Tuben noch häufig oder ist es ein Einzelstück? Aus unsere Datenbank ist ersichtlich, dass die Firma von 1945 bis 1970 existierte. Macht so ein Umbau vom instrumentenbaulichen Sinn oder ärgert man sich in 100 Jahre darüber, so wie wir heute, weil die Hoffmann-Gambe von 1734 später zum Cello umgebaut wurde?

Aus musealer Sicht lehnt man das wohl eher ab, Spieleer sehen das sicher ganz anders.

Viele Grüße
Heidrun

Matthias Vogt
Beiträge: 2
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Re: Johann Michl & Sohn

Beitrag von Matthias Vogt »

Hallo Heidrun,

aus der jetzigen Recherche ergibt sich, dass diese Tuba nur ein einziges Mal existiert. Es wäre schön, wenn öfter, da viele Kunden bisher vom Klang sehr angetan sind. Wenn hier ggf. weitere Stückzahlen bekannt sind, wäre das sehr schön zu erfahren. Vielleicht kann man heraus finden, wo genau und wie viele produziert wurden.

Ich vermute, dass das Instrument bei einem anderen Hersteller gebaut wurde und nur von Wendelin Michl vertrieben wurde. Könnte es evtl. von Bohland & Fuchs stammen?

Wie erwähnt finden viele den Klang einzigartig. Allerdings bemängeln die Kunden natürlich die verschlissene Maschine und das zu enge Mundrohr. Hier muss mindestens aus musikalischer Sicht etwas verändert werden.

Somit steht man als Instrumentenmacher immer im Interessenkonflikt. Sollte ein Umbau erfolgen, muss es das Ziel sein, alle alten Teile zu sammeln und aufzubewahren um einen späteren Rückbau zu gewährleisten. Das wäre im Gegensatz zu einer Gambe in ein Cello auf jeden Fall möglich. Eine umfassende Dokumentation ist ebenfalls für die Nachwelt unbedingt nötig.

Beste Grüße
Matthias

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