Alte massive Wandergitarre

[juny]

Hallo alle!

Ich bin ein Liebhaber deutscher Gitarren aus Barcelona, und besitze seit kurzem eine sehr alte Dame. Es handelt sich von einer schönen massiven Wandergitarre. Ein paar Fotos sind hierunter hinzugefügt. Es gibt aber leider keinen Schilder, Name, Etikett oder Logo zu lesen, weder drinnen noch draussen. Man kann nur die Inschrifte WARG und DRGM auf den Mechaniker lesen, und diese Mechaniker sehen ganz ähnlich aus wie solche, die man auf verschiedene DDR-Schlaggitarren sehen kann (Herrnsdorf, Migma, usw). Ich habe den Eindruck, dass die Gitarre irgendwann im Vogtland gebaut wurde, aber ich habe keine Idee vom Hersteller, Gitarrenbauer oder Jahr. Könnte jemand im Forum vielleicht mir helfen? Hat jemand so eine ähnliche Gitarre mal gesehen?


Vielen Dank

[Taylor_T5-S]

Ja, viele Merkmale deuten auf Vogtland hin.
Die Firma WARG, welche diese Mechaniken hergestellt hat, war in Klingenthal im Vogtland angesiedelt.
Und DRGM bedeutet "Deutsches Reich Gebrauchsmuster". Noch zu der DDR Zeit wurde bis zum 31.7.1963 dieser D.R.G.M. Stempel benutzt. Danach wurde der "Deutsches Reich Gebrauchsmusterschutz" aufgehoben. Hier nachzulesen:
https://www.juraforum.de/lexikon/amt-fu ... en-der-ddr

Also ist diese Gitarre wohl erste Hälfte der 60iger Jahre oder vorher entstanden. Es ist zumindest noch keine bei Musima gebaute Gitarre, sondern vorher gebaut.

Gruss
Ralf

[juny]

Vielen Dank für deine Info, Ralf.
Es tut mir Leid, dass ich so viel Zeit für die Antwort gebraucht habe. Ich habe einige Probleme gehabt.

[Dirk Wacker]

Ich bin mir relativ sicher das es eine Sinfonia ist. Vom Bild her sind der Steg (sicher) und vermutlich auch das Griffbrett aus Riopalisander, also Vorsicht falls Du sie verkaufen willst.

[Taylor_T5-S]

Aha, wenn das eine von Sinfonia wäre dann würde das Alter ja stimmen, denn die PGH Sinfonia in der Klingenthaler Straße in Markneukirchen wurde 1960 gegründet. (PGH=Produktionsgenossenschaft des Handwerks).

Ralf

[Dirk Wacker]

Jap, passt alles auch zeitlich perfekt zusammen und ist absolut schlüssig. Die Sinfonia wurde dann ja aufgelöst und ist in die Musima integriert worden, dass ehemalige Gebäude der Sinfonia in der ehemaligen Klingenthaler Straße 8 (heute Wohlhausener Straße) steht nach wie vor leer und verfällt leider Zusehens.

[juny]

Vielen Dank, Dirk und Ralf!

Hast du vielleicht so eine ähnlichs Sinfonia Gitarre, Dirk, oder mal so eine gesehen? oder wisst ihr wo kann ich mich über solche Gitarren konkret informieren? Vielleicht einen Katalog?

MfG

[Dirk Wacker]

Ich habe eine identische Gitarre, lediglich die Rosette um das Schallloch ist anders, etwas einfacher wie an Deinem Modell. Ich habe die Gitarre komplett restauriert und die Stegeinlage gegen eine kompensierte Knochenstegeinlage getauscht. Meine hatte zwei fiese Risse auf der Decke, lies sich aber reparieren. Klingt sehr gut, ich spiele sie total gerne.

Ich habe die Gitarre mal vor zig Jahren den beiden Gropps gezeigt und Armin Gropp hatte durchaus ein paar Ideen wer damals diese einfachen Modelle gefertigt haben konnte. Die Spuren waren aber alle kalt, weil niemand davon mehr lebt und die Kinder wussten nichts darüber. Kataloge habe ich auch keine darüber gefunden, obwohl ich tief ins MuM Archiv eingestiegen bin. Von daher kann ich Dir leider nicht mehr sagen - ist ein eher einfaches und schlichtes Modell, aber durchaus mit tonalem Charme.

[Dirk Wacker]

.. und noch ein paar Bilder

[Taylor_T5-S]

@hinnerk bat mich das folgende Katalogfoto zu posten. Es ist aus dem Sinfonia Katalog 1962.
Sind nicht exakt die Gitarren abgebildet, das Griffbrett ended zum Beispiel am Schalloch. Aber Kataolge sind eben auch extrem schwer zu finden, da ist das schon mal super.
Einfach draufklicken, dann kann man die hochauflösende Seite sehen.

Ralf

[juny]

Meines Erachtens ist deine Gitarre sehr schön und ganz bestimmt muss sie auch eine absolut tollen Klang haben.
Andererseits haben beide Gitarren zweifellos einige Merkmale gemeinsam. Vor allem das Design am Halsende scheint mir exakt zu sein. Mir scheinen die Kopfplatte aber anders. Deswegen fällt mir ein, dass vielleicht verschiedene Gitarrenbauer im Bauprozess teilgenommen hatten. Ich weiss nicht genau, inwiefern verschiedene Gitarrenbaumeister in einem konkreten Instrument mitgemacht haben konnten. Ich frage mich, ob es damals so eine Praxis üblich war.

[juny]

Übrigens, danke für das Katalogfoto, Ralf! und dir, Dirk, danke dass du uns deine kleine Dame vorgestellt hast!

[Dirk Wacker]

Das war definitiv so, dass viele solcher Gitarren in Heimarbeit von unterschiedlichen Gitarrenbauern parallel hergestellt wurden, daher gibt es immer kleine Variationen. Ich habe vor einiger Zeit wie gesagt versucht herauszubekommen wer genau diese Gitarre gebaut haben könnte und von Armin Gropp einige Namen genannt bekommen die ihm bekannt sind. Leider waren all diese Spuren kalt weil niemand davon mehr lebt.