Liebe Flötensammlerin,
auf Ihre vielen Fragen gleich eine Sammel-Antwort.
Zunächst zu meinem Buch. Dies behandelt den vogtländischen Blasinstrumentenbau bis zum Beginn des 20. Jh. Deshalb ist dort dem Blockflötenbau des 20. Jh. kein spezielles Kapitel gewidmet, wohl aber sind an einigen Stellen diverse Schnabelflöten des 19. Jh. erwähnt. Ausführlich finden Sie die historischen Hintergründe für den gesamten Holzblasinstrumentenbau unserer Region und die biografischen Daten und Zusammenhänge der Blasinstrumentenmacher dargestellt. Dazu gibt es auch eine Reihe historischer Bilder sowie einen farbigen Bildanhang mit vogtländischen Blasinstrumenten aus verschiedenen deutschen Sammlungen. Einige Firmen, die im 20. Jh. auch als Hersteller bzw. im Vertrieb von Blockflöten tätig waren, sind im Verzeichnis erfasst, sofern sie vor 1900 gegründet wurden.
Da Ihre bisher gezeigten Blockflöten alle aus der frühen Zeit der Wiederbelebung des Instruments im 20. Jh. stammen, darf ich sicherlich annehmen, dass Ihnen die einschlägigen Arbeiten bzw. Artikel bekannt sind, die sich speziell der Renaissance der Blockflöte im Vogtland widmen (Rummel 1977, Moeck 1978). Unter den neueren Veröffentlichungen sind die Beiträge zu einzelnen Flötenbauerfamilien von Prof. Peter Thalheimer (in Flöteninstrumente Bau und Spiel und Tibia 2/2005) bzw. zu Peter Harlan von Nick Tarasov (Windkanal 3/2006) zu empfehlen.
Nun zu Ihren Adler-Flöten
Die Firma Johannes Adler wurde 1924 als Handelsunternehmen für Musikinstrumente gegründet, sie erwarb sich ab 1932 vor allem durch den Vertrieb und die Herstellung von Blockflöten einen exzellenten Namen. Nicht nur aufgrund der Bauweise nehme an, dass alle Ihre Adler-Flöten aus den 1930er Jahren bzw. aus der Zeit bis zum Kriegsende stammen.
Typisch ist zunächst der Johannes-Adler-Stempel mit dem Pfeil zum Vornamen. Damit wollte Johannes Adler sichergehen, dass er nicht mit anderen ortsansässigen Adler-Firmen, z. B. Oscar Adler, verwechselt wurde. Auf den Titelseiten der Kataloge und auch auf den von Adler verlegten Blockflötennoten wurde das oft noch deutlicher dargestellt mit der Aussage âAuf diesen Vornamen kommt es anâ.
Auch die Verwendung von Kunststoffen ist in den 1930er Jahren im vogtl. Holzblasinstrumentenbau nichts AuÃergewöhnliches, wollte man sich doch durch den Einsatz synthetischer Werkstoffe (Pastalit, Ebonit) von ausländischen Holzlieferungen unabhängig werden.
Der Stempel an Ihrer Flöte Nr. 2 (kreisförmiges Muster mit einem Violinschlüssel) weist ebenso eindeutig in die Zeit nach 1933: Es handelt sich um das Reichs-Ursprungszeichen, welches auf das alte Zeichen der Markneukirchner Blasinstrumentenmacher-Gesellschaft aus dem 19. Jh. zurückgehen soll.
Wenn Sie sich umfassend über die Hintergründe einiger Ihrer Flöten informieren wollen, dann empfehle ich Ihnen einen Besuch hier in Markneukirchen, speziell in unserem Museum. Neben der Instrumentensammlung dürfte auch unsere Museumsbibliothek von Interesse sein, wo Sie (nach Voranmeldung) sicherlich einiges zu Ihrem Thema finden werden. Auch Werkstattbesuche bei heutigen Blockflötenbauern in Zwota und Eubabrunn sowie persönliche Gespräche mit Zeitzeugen des vogtländischen Blockflötenbaus, z. B. mit dem Neffen von Johannes Adler, könnten für Sie sicherlich interessant sein.
Ein direkter Kontakt zu Prof. Peter Thalheimer, den ich oben bereits erwähnt habe, könnte Ihnen in manchem Punkt ebenso weiterhelfen. Er hat folgende Homepage:
http://www.peterthalheimer.de.
Auch Ihnen ein schönes Osterfest
Enrico Weller