Firma Adler-Heinrich

[Gabi]

Hallo, Experten aus Markneukirchen

Eine Frage zu der Firma Adler-Heinrich:
Was ist eigentlich aus dem Herrn Adler und dem Herrn Heinrich geworden?
(natürlich sind sie inzwischen verstorben...ist schon klar! )
Wann sind Personen dieser Namen aus der Firma verschwunden?
Es war immer nur von Geschäftsführern die Rede....
Bei Mollenhauer gibts einen Herrn Mollenhauer; bei Moeck eine Frau Moeck...glaub ich...
Gab es keine Erben von den Herren Adler und Heinrich?
Oder stammte die Familie Hahl sogar von einem der Firmengründer ab?

Grüße aus NRW von
Gabi

[Heidrun Eichler]

Liebe Gabi,

Sie gehören ja nun zu den Stammkunden unseres Forums und fragen uns tiefe Löcher in unsere vogtländischen Bäuche. Ich empfehle Ihnen deshalb das Buch über den vogtländischen Blasinstrumentenbau von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts von Dr. Enrico Weller.
Herr Weller hat Ihnen ja auch schon einige Fragen beantwortet.

Ein Besuch bei uns wäre für Sie sicher auch sehr interessant und aufschlussreich, vielleicht zu einem unserer Handwerkertage, die in diesem Jahr immer an den letzten Sonntagen von Juni bis September von 10.00-15.00 Uhr stattfinden. Dort würden Sie nämlich Gottfried und Frank Meinert antreffen, Nachkommen von Johannes Adler, die heute in der eigenen Werkstatt als Holzblasinstrumentenbaumeister tätig sind. Die andere Firma hieß Alexander Heinrich. Auch da gibt es einen Nachfahren, der in der Branche tätig ist und genauso heißt, allerdings in einer Firma angestellt ist.

Die Blockflötenfirma, die 1989 zum VEB Musima gehörte und diese Markennamen verwendete, wurde nach der Wende von Herrn Hahl gekauft und heißt seitdem (?) Adler-Heinrich. Sie wurde von Herrn Hahl auch engagiert weitergeführt. Aus Altersgründen hat er diese an seinen noch sehr jungen ( was kein Fehler sein muss), aber eben leider an der Sache unmittelbar wenig interessierten Sohn übergeben, der laut Presse seinen "Lebensmitelpunkt in Würzburg" hat und nun nach Insolvenz des Betriebes die Firma mit 4 Leuten ebendort wieder aufbaut "damit das Ostimage verschwindet" (sinngemäß zitiert nach einem Bericht der Freien Presse). Ob er auch auf den Namen Adler-Heinrich verzichtet, war nicht klar ersichtlich. Aber soweit geht die Distanz zu Markneukirchen dann vielleicht doch nicht.

Schade ist , dass diese Namen für die Musikstadt damit unwiderbringlich verloren sind (oder sehe ich das falsch?) und ein bedeutender traditionsreicher Betrieb, der vor allem durch seine qualifizierten Mitarbeiter die vergangenen 50 jahre überlebt hatte, von der Bildfläche verschwunden ist.

Das mal so zwischen Frühstück und Mittagessen - ist übrigens meine ganz private Meinung, über die ich aber sehr gern diskutieren würde.

Heidrun

[Gabi]

Hallo Heidrun

Vielen Dank für die Antwort.

Naja....Ihre vogtländischen Bäuche werden immer löchriger...und mein Ruhrpott-Bauch immer dicker?

Es ist ja eigentlich nicht so ganz einfach, hier in diesem Forum Stammkunde zu werden. Irgendwann gehen einem einfach die alten Instrumente aus....leider!
Aber gerade in dem Moment, als ich hier anfangen wollte, zu schreiben, bekam ich eine Mail, in der mir das Wort "Vogtland" entgegenblitze...da könnte also noch was kommen
Und dann hätte ich da noch ein paar Flötchen, die überhaupt keine Kennzeichnung haben. Mann neeeee...jeder Instrumentenbauer sollte gezwungen sein, seine Instrumente zu kennzeichnen Vielleicht zeige ich sie hier mal...kann ja sein, daß sie auch aus eurem Gebiet sind. (Nur im Moment geht das nicht, denn dort, wo ich die Fotos immer hochlade, damit ich einen Link habe, ist gerade "Baustelle"...deshalb werden hier meine Fotos auch nicht mehr angezeigt)

Das Buch von Dr. Weller würde mich schon sehr interessieren....
Die Sache ist nur die......ich gebe einfach zu viel Geld für alte Flöten aus....

Und der Besuch bei Ihnen im Museum..........jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, sofort!
...wenn es nicht sooooo weit weg wäre!
Knapp 600 km mal eben so für ein Wochenende......das ist schon ganz schön heftig.
Aber wenn ich irgendwann einmal in der Ecke bin, komme ich bestimmt. Und dann möchte ich ein ganzes Wochenende stöbern...in alten Instrumenten, in alten Flötenbauern (und neuen natürlich auch ), in alten Papieren.....
Ihr könnt dann auch nachts die Türe abschließen; ich bleibe dann da!

so.....das war jetzt das Vorwort
für den Hauptteil mache ich mal einen neuen post... man kommt ja sonst ganz durcheinander
(Ich bin zwar dafür bekannt, daß ich Foren strubbelig mache.....aber hier will ich mich mal benehmen und von der guten Seite zeigen! )

[Gabi]

Und nun zum Thema Adler-Heinrich...

Ich muss gestehen, daß ich erst vor kurzem von einigen Zusammenhängen in der Firma erfahren hatte. Über die Insolvenz wusste ich vorher schon Bescheid. Ich hatte nur nichts davon mitgekriegt, daß der alte Herr Hahl wieder Geschäftsführer war und daß die Firma incl. Sohn Hahl nun in Würzburg sitzt.

Mein Kommentar, den ich (leider im Moment auch nicht mehr lesbar. Er ist auch dort, wo die Baustelle für meinen Bilder-Upload ist und im Moment unsichtbar) darüber abgegeben habe.....und nun zititere ich mich mal selber:

"Was für ein Gekungel!
Erst der Vater, dann der Sohn, dann wieder der Vater....
...während der Sohn kurz vor Schluss noch schnell ein paar Schäfchen bzw. Flötchen ins Trockene bringt und den guten Namen gleich mitnimmt!"

Und in einem Privat-Gespräch habe ich noch gesagt:
"ich bin ja nu ein "Fan" von alten, traditionellen, historischen Dingen.
Eine Sauerei finde ich, daß dieser Betrieb, der traditionsmäßig nach Markneukirchen gehört, mit geplanter Präzision da weg geholt wird. Incl. des Namens. Adler-Heinrich gehört nun mal nicht nach Würzburg....das ist in mir drinnen total unlogisch!"

und zu dem Thema "Image der Ostflöten":
"wenn sie weiter die Ostflöten bauen, wird der Umzug in den Westen nicht viel bringen!"

Damit ist meine Meinung eigentlich schon klar!

Ob sie nun den Namen Adler oder Heinrich oder doch Hahl für die Flöten verwenden, steht ja noch nicht fest.
Für die Namen Adler-Heinrich haben sie ja die Markenrechte.
Super!!!!! So hat kein engergierter Flötenbauer mehr die Chance, diese alten Traditionsmarken wieder mit Leben zu füllen.... im Vogtland.
Wenn man schon einen neuen Anfang macht, sollte man auch wirklich einen Schnitt machen und ganz neu anfangen!
Im Moment sieht es ja eher so aus, als wenn sie erstmal abwarten wollen....mal sehen, wie es läuft...und wenns nicht läuft, kommt doch wieder der alte, berühmte Name!

Auch wenn ich die alten AH-Flöten mag....da steckt z.T. soviel raffiniertes drin und dran!!!!....bin ich kein Fan von den neueren Instrumenten. Ich denke, durch die bekannten politischen Umstände, für die sie nichts konnten, haben sie einfach den Anschluss verpasst. Und später, als die Möglichkeiten wieder anders waren, haben sie einfach die Entwicklung verschlafen und zu spät versucht, wieder einzusteigen.
Man kann sich nicht einfach auf einem großen Namen ausruhen!

Das ist meine persönliche Meinung

Was da Firmenintern tatsächlich alles abgelaufen ist, weiß ich natürlich nicht....

Liebe Grüße ins musikalische Land
Gabi

[Gabi]

jetzt muss ich doch noch mal eben was sagen....damit man mich nicht missversteht...

Es geht um folgenden Satz, den ich geschrieben hatte:
"wenn sie weiter die Ostflöten bauen, wird der Umzug in den Westen nicht viel bringen!"

Damit will ich nicht sagen, daß ich die Instrumente, die in Ostdeutschland hergestellt werden, generell für schlecht halte.
Ich habe z.B. eine Schneider-Sopran-Flöte, die zu meinen absoluten Schätzen gehört und die gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz lange meine Hauptspielflöte war!!!
Inzwischen befindet sie sich im Ruhestand.
....weil sie, glaub ich, mal dringend zum Flötendoktor muss, der den Block nacharbeiten und die Intonation nachprüfen sollte, was man nach einer gewissenSpiel-Zeit mit jeder Flöte machen lassen sollte.
...und weil ich inzwischen hauptsächlich Alt- und Tenorflöte spiele.

Das lag mir jetzt noch auf der Seele....

Die Adler-Heinrich-Flöten habe ich mal auf der Frankfurter Musikmesse getestet...und sie gefielen mir tatsächlich nicht so gut. Die haben nicht den Weg zu meinem Herzen gefunden...