Hallo,
ich bin in Besitz einer Violine 4/4 mit Zettel: Erich O. (Oskar?) Heinel, Markneukirchen. Sehr gut erhalten, keine erkennbaren Risse von innen oder auÃen. Anschäfter wahrscheinlich kopiert. Allerdings folgt der Zettel keiner Nummerierung. Die Jahreszahl ist schwer erkennbar. Wahrscheinlich lautet sie 1922. 32 und 52 könnten optisch auch möglich sein. Die 19 ist gedruckt. Der Boden ist äuÃerst chic und hat keinen Spiegelschnitt, wenn das so heiÃt. Also nicht den typisch getigerten Rücken. Er ist ganz und hat sehr schöne Schattierungen. Die Fichtendecke ist so lala, weil in den Einlagebereichen nicht so fein tief ausgearbeitet, wie ich es schön finde. Aber in der Qualität ok.
Ãber den Geigenbauer finde ich nicht allzuviel im Internet. Welche Jahreszahl ist am ehesten anzunehmen? In welcher Kategorie baute Heinel? Würde jemand vom Museum bei sehr detailierten Fotos nähres zum Instrument sagen können oder ist eine Vorort-Inspektion unabdingbar.
Im Prinzip geht es mir um die Versicherung. Ich will das Instrument nicht über- und nicht unterversichern. Freie Geigenbauer selbst sind meist nicht so ehrlich in solchen Dingen oder kennen sich begrenzt aus. Also gehe ich davon aus, dass der Herkunftsort des Instruments das gröÃte Fachwissen dazu haben wird.
vG
Mirko
Markneukirchen: Erich O. Heinel
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Re: Markneukirchen: Erich O. Heinel
Hallo Mirko,
Oskar Erich Heinel, Sohn des Geigenbaumeisters Oskar Bernhard Heinel, lebte von 1901 bis 1964 hier in Markneukirchen. Somit können theoretisch alle angegebenen Jahreszahlen zutreffen. Eine zeitliche Zuordnug dürfte, wenn überhaupt, über die Stilistik möglich sein. Dafür müÃten Sie sich an einen Geigenbaumeister wenden, dem Sie vertrauen. Fotos sind schon eine feine Sache, wenn es aber um derart spezielle Fragen geht, ist aus meiner Sicht ein Besuch beim Geigenbauer unerläÃlich. Wenn Sie allerdings nur wissen möchten, um welche Ahornart es sich bei dem Boden Ihrer Violine handelt, so könnte das wohl mit einem Foto schon festgestellt werden.
Heinel war ganz besonders als Fachmann der Geigenerkennung geschätzt. In unserem Museum gibt es eine Heinel-Violine von 1923. Das ist natürlich die beste Voraussetzung, um mit Ihrem Instrument zu vergleichen, besonders was Ihre Vermutung "1922" betrifft. Doch wie schon gesagt, ohne einen Geigenbaumeister dürfte es schwierig werden. Ich verstehe übrigens Ihre Anmerkung zu, wie Sei es nennen "Freie Geigenbauer" nicht recht. Gibt es denn auch unfreie?? Und warum sollten diese Geigenbaumeister "nicht so ehrlich" sein?? Schwarze Schafe gibt es wahrscheinlich - leider - auch in diesem Beruf, doch alle in diesen Topf zu werfen, dagegen muà ich protestieren.
Was das Fachwissen betrifft, so ist es schwierig, neben aller Arbeit an der Werkbank und dem "am-Laufen-halten" des Geschäftes noch die nötige Zeit zu finden, sich um das riesige Feld der Geigenerkennung zu kümmern. Ich fühle mich durchaus nicht als Experte auf diesem Gebiet, möchte aber gern mein Wissen austauschen, also auch immer von anderen dazu lernen. Nicht zuletzt deshalb bin ich in diesem Forum aktiv.
Noch einmal zu Ihrem Anliegen, einem Wertgutachten für die Versicherung. Damit ist sowohl das Forum als auch das Museum überfordert, und es wäre wohl auch gar nicht zulässig, Ihnen ein solches auszustellen. Das fällt in den Aufgabenbereich der selbständigen Geigenbaumeister oder berufener Sachverständiger. Sicher werden Ihnen Markneukirchner Kollegen - hier wie immer der Link zur Liste - gern ein solches erstellen, wenn Sie herher kommen möchten, und die Heinel- Geige im Museum lädt ja richtiggehend dazu ein.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo Kretzschmann
Oskar Erich Heinel, Sohn des Geigenbaumeisters Oskar Bernhard Heinel, lebte von 1901 bis 1964 hier in Markneukirchen. Somit können theoretisch alle angegebenen Jahreszahlen zutreffen. Eine zeitliche Zuordnug dürfte, wenn überhaupt, über die Stilistik möglich sein. Dafür müÃten Sie sich an einen Geigenbaumeister wenden, dem Sie vertrauen. Fotos sind schon eine feine Sache, wenn es aber um derart spezielle Fragen geht, ist aus meiner Sicht ein Besuch beim Geigenbauer unerläÃlich. Wenn Sie allerdings nur wissen möchten, um welche Ahornart es sich bei dem Boden Ihrer Violine handelt, so könnte das wohl mit einem Foto schon festgestellt werden.
Heinel war ganz besonders als Fachmann der Geigenerkennung geschätzt. In unserem Museum gibt es eine Heinel-Violine von 1923. Das ist natürlich die beste Voraussetzung, um mit Ihrem Instrument zu vergleichen, besonders was Ihre Vermutung "1922" betrifft. Doch wie schon gesagt, ohne einen Geigenbaumeister dürfte es schwierig werden. Ich verstehe übrigens Ihre Anmerkung zu, wie Sei es nennen "Freie Geigenbauer" nicht recht. Gibt es denn auch unfreie?? Und warum sollten diese Geigenbaumeister "nicht so ehrlich" sein?? Schwarze Schafe gibt es wahrscheinlich - leider - auch in diesem Beruf, doch alle in diesen Topf zu werfen, dagegen muà ich protestieren.
Was das Fachwissen betrifft, so ist es schwierig, neben aller Arbeit an der Werkbank und dem "am-Laufen-halten" des Geschäftes noch die nötige Zeit zu finden, sich um das riesige Feld der Geigenerkennung zu kümmern. Ich fühle mich durchaus nicht als Experte auf diesem Gebiet, möchte aber gern mein Wissen austauschen, also auch immer von anderen dazu lernen. Nicht zuletzt deshalb bin ich in diesem Forum aktiv.
Noch einmal zu Ihrem Anliegen, einem Wertgutachten für die Versicherung. Damit ist sowohl das Forum als auch das Museum überfordert, und es wäre wohl auch gar nicht zulässig, Ihnen ein solches auszustellen. Das fällt in den Aufgabenbereich der selbständigen Geigenbaumeister oder berufener Sachverständiger. Sicher werden Ihnen Markneukirchner Kollegen - hier wie immer der Link zur Liste - gern ein solches erstellen, wenn Sie herher kommen möchten, und die Heinel- Geige im Museum lädt ja richtiggehend dazu ein.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo Kretzschmann
Re: Markneukirchen: Erich O. Heinel
Hallo Udo,
vielen Dank für die umfassende Antwort.
Ich wollte die Geigenbauerbranche nicht defamieren. Ich habe vor Ort einen sehr guten Kollegen dieser Zunft, der ein solches Urteil sicher gerne und richtig abzugeben weiÃ.
Allerdings kann, wie sie schon bemerkt haben nicht jeder alles wissen und so wollte ich gern eine zweite und dritte Meinung einholen: Andere Kollegen aus verschiedenen Winkeln dieser Republik (auÃer Markneukirchen und Mittenwald) haben sich einfach zu unterschiedlich zur Geige bisher geäuÃerst. Viele haben sie einfach nur schlecht machen wollen oder gleich die ganze markneukirchner Region verunglimpfen wollen. Die meisten aber, und dabei bleibe ich, haben keine ordentliche Einschätzung abgegeben, weil man ohne schlechten Gewissens die eigenen Violinen im Angebot über die Ansichtsware stellen wollte (immerhin liegt eine Heinel noch im für Normalbürger handelbaren Bereich). Mit Absicht habe ich daher nie behauptet, dass mir die Geige gehört, sondern nur zum Kauf angeboten wurde. Sie ahnen gar nicht, wie viele "schwarze Schafe" auf einmal zum Vorschein kommen. Ein eigentlich sehr angesehener Kollege aus der Mitte Deutschlands hat gar nur einen kleinen Seitenblick gewagt (ungelogen und unübertrieben) und die Geige prompt als billiges Schülerinstrument verrufen.
Daher kam meine Anfrage an das Museum. Ich werde mir das Museums-Exemplar auf jeden Fall einmal ansehen und dann vergleichen.
Hat jemand oder das Museum zufällig ein Foto oder detailierte Beschreibungen? Ein Voigtland-Besuch kommt leider frühestens im Sommer in Frage.
vg
mirko
vielen Dank für die umfassende Antwort.
Ich wollte die Geigenbauerbranche nicht defamieren. Ich habe vor Ort einen sehr guten Kollegen dieser Zunft, der ein solches Urteil sicher gerne und richtig abzugeben weiÃ.
Allerdings kann, wie sie schon bemerkt haben nicht jeder alles wissen und so wollte ich gern eine zweite und dritte Meinung einholen: Andere Kollegen aus verschiedenen Winkeln dieser Republik (auÃer Markneukirchen und Mittenwald) haben sich einfach zu unterschiedlich zur Geige bisher geäuÃerst. Viele haben sie einfach nur schlecht machen wollen oder gleich die ganze markneukirchner Region verunglimpfen wollen. Die meisten aber, und dabei bleibe ich, haben keine ordentliche Einschätzung abgegeben, weil man ohne schlechten Gewissens die eigenen Violinen im Angebot über die Ansichtsware stellen wollte (immerhin liegt eine Heinel noch im für Normalbürger handelbaren Bereich). Mit Absicht habe ich daher nie behauptet, dass mir die Geige gehört, sondern nur zum Kauf angeboten wurde. Sie ahnen gar nicht, wie viele "schwarze Schafe" auf einmal zum Vorschein kommen. Ein eigentlich sehr angesehener Kollege aus der Mitte Deutschlands hat gar nur einen kleinen Seitenblick gewagt (ungelogen und unübertrieben) und die Geige prompt als billiges Schülerinstrument verrufen.
Daher kam meine Anfrage an das Museum. Ich werde mir das Museums-Exemplar auf jeden Fall einmal ansehen und dann vergleichen.
Hat jemand oder das Museum zufällig ein Foto oder detailierte Beschreibungen? Ein Voigtland-Besuch kommt leider frühestens im Sommer in Frage.
vg
mirko
Re: Markneukirchen: Erich O. Heinel
Nachtrag:
Das eigentlich wichtige: Mich irritiert der Zettel. Er lautet nicht auf Oskar Erich Heinel, sondern auf "Erich O. Heinel".
vg
mirko
Das eigentlich wichtige: Mich irritiert der Zettel. Er lautet nicht auf Oskar Erich Heinel, sondern auf "Erich O. Heinel".
vg
mirko
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- Registriert: Do 02. Feb 2006, 11:16
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Re: Markneukirchen: Erich O. Heinel
Hallo Mirko,
Soviel ich weiÃ, hat Oskar Erich Heinel vielfältige Zettel verwandt. Neben hand- und maschinengeschriebenen gibt es div. gedruckte. Aus der Literatur ist mir da auch ein "Erich O. Heinel" Zettel mit Schmuckranken und (seltsamerweise) kopfstehender Gambe auf der rechten Seite mit anhängendem Siegel EOH im Doppelkreis bekannt. Ich kann mich aber nicht für die Authentizität dieses Zettels verbürgen. Andererseits frage ich mich, ob wirklich jemand Heinel- Zettel gefälscht haben sollte?
Schöne GrüÃe vom (gerade noch) Neujahrstag
Udo
Soviel ich weiÃ, hat Oskar Erich Heinel vielfältige Zettel verwandt. Neben hand- und maschinengeschriebenen gibt es div. gedruckte. Aus der Literatur ist mir da auch ein "Erich O. Heinel" Zettel mit Schmuckranken und (seltsamerweise) kopfstehender Gambe auf der rechten Seite mit anhängendem Siegel EOH im Doppelkreis bekannt. Ich kann mich aber nicht für die Authentizität dieses Zettels verbürgen. Andererseits frage ich mich, ob wirklich jemand Heinel- Zettel gefälscht haben sollte?
Schöne GrüÃe vom (gerade noch) Neujahrstag
Udo