Ich betreibe Familienforschung und bin z.Z. auf der Suche nach Spuren der älteren Schwester meiner GroÃmutter.
Es handelt sich um Elsa Wunderlich aus Hermsgrün bei Adorf gebürtig, Tochter eines Gutsbesitzers , Gastwirts und Musikers, die später wohl auch am Berliner Konservatorium studierte. Geboren wurde sie am 4.8.1880., wanderte später nach Afrika aus. Wenn sie Unterlagen aus dieser Zeit haben und hieraus Auskunft geben könnten, wäre ich für eine Rückmeldung dankbar.
Das Vogtland-Konservatorium in Plauen hat mich an das Musikinstrumenten- Museum verwiesen.
Viele GrüÃe aus dem Rheinland
Musiker/innen im Oberen Vogtland
Moderatoren: Heidrun Eichler, Johannes Meinel, Udo Kretzschmann, Dr. Enrico Weller, Mario Weller
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Sehr geehrte Frau Eichler,
die Familiendaten der Dame sind mir weitgehend bekannt. Es geht mir um die Frage:
Wo hat meine GroÃtante so gut Geige spielen gelernt, dass sie als besonderers Talent und sehr junges Mädchen nach Berlin geschickt wurde? Und das vor 1900. Soweit mir bekannt, konnte man als junge Dame nur auf besondere Empfehlung an einer Hochschule Musik studieren.
Das Vogtlandkonservatorium konnte oder wollte mir hierzu nichts mitteilen. Gab es andere Einrichtungen oder besondere Lehrer im Oberen Vogtland?
Es ist aus der Familienüberlieferung bekannt, dass bei einigen männlichen Vorfahren neben den üblichen Berufsbezeichnungen Musiker vermerkt war.
Mit feundlichen GrüÃen
Bernd Kubernus
die Familiendaten der Dame sind mir weitgehend bekannt. Es geht mir um die Frage:
Wo hat meine GroÃtante so gut Geige spielen gelernt, dass sie als besonderers Talent und sehr junges Mädchen nach Berlin geschickt wurde? Und das vor 1900. Soweit mir bekannt, konnte man als junge Dame nur auf besondere Empfehlung an einer Hochschule Musik studieren.
Das Vogtlandkonservatorium konnte oder wollte mir hierzu nichts mitteilen. Gab es andere Einrichtungen oder besondere Lehrer im Oberen Vogtland?
Es ist aus der Familienüberlieferung bekannt, dass bei einigen männlichen Vorfahren neben den üblichen Berufsbezeichnungen Musiker vermerkt war.
Mit feundlichen GrüÃen
Bernd Kubernus
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Sehr geehrter Herr Kubernus,
Ihre Anfrage in unserem Forum habe ich gelesen. Interessant finde ich vor allem die Tatsache, dass eine Frau â zumal noch aus einer Landgemeinde stammend - im späten 19. Jh. eine Laufbahn als Musikerin begann. Wie Ihnen schon mitgeteilt wurde, gibt es bei uns in Markneukirchen hierzu keine Unterlagen. Das Plauener Vogtland-Konservatorium scheidet als Informationsquelle ebenfalls aus, da es als Musikschule auch heute noch vorrangig für die Stadt Plauen und Umgebung zuständig ist.
Ich würde Ihnen aber gerne einige Vermutungen mitteilen, die mit dem Beginn der Ausbildung von Elsa Wunderlich im Zusammenhang stehen könnten.
Erster Anlaufpunkt für musikalische Unterweisungen waren in der Regel die Dorfschulmeister, die gleichzeitig das Amt des Kantors bekleidet haben. Hierzu könnte man in Adorf bzw. Wohlbach recherchieren, wird aber sicherlich kaum weiterkommen. Es kann aber durchaus sein, dass ein solcher Lehrer und Kantor ein begabtes Kind seiner Gemeinde zur Ausbildung weiterempfohlen hat.
Sie erwähnen die Häufigkeit der Berufsangabe âMusikerâ bei den Vorfahren. Hierzu weià ich, dass gerade in den Dörfern im Städte-Viereck Adorf, Oelsnitz, Schöneck, Markneukirchen eine Familie Huster musikalisch aktiv war. Nach einer Ausbildung beim Oelsnitzer Stadtpfeifer unterhielt der 1852 geborene Alwin Huster eine eigene Kapelle, mit der man vielfältige musikalische Aufgaben in den Landgemeinden abdecken konnte. Da man â neben der eigenen Landwirtschaft bzw. der Ausübung eines Handwerks - mit dem âMusikmachenâ einen Teil des Lebensunterhalts bestreiten konnte, gab es sicher auch eine eigene Nachwuchsausbildung.
Neben den Stadtpfeifern etablierten sich im Vogtland im 19. Jh. mehrere Musikschulen. In Markneukirchen, Klingenthal und Adorf standen diese in einem engen Zusammenhang zum ortsansässigen Musikinstrumentenbau, sie bildeten eine wichtige Grundlage für die spätere Berufsschulausbildung. Die ersten Musiklehrer, die dort in der Mitte des 19. Jh. wirkten, mussten eigentlich in alter Stadtpfeifermanier fast alle Instrumente beherrschen. Im Mittelpunkt stand aber immer das Geigenspiel, wobei hier die Knaben (von Mädchen ist nie die Rede) in der Elementarausbildung zu groÃen Gruppen zusammengefasst waren. Die Musikschullehrer leiteten in Markneukirchen in der Regel auch das âStadtmusikchorâ. Unter MD Carl Sachs, von Haus aus ein Geiger, spielte das Orchester in den Jahren 1870-1908 ein respektables klassisches Repertoire auch im sinfonischen Bereich.
Wenn man vom weiteren Lebensweg Ihrer Vorfahrin ausgeht, dann könnte ein entscheidender Impuls auch von Bad Elster ausgegangen sein. Die dortige Kurmusik war über zwei Generationen in den Händen der Familie Hilf. Musikdirektor Christoph Wolfgang Hilf (1818-1911) galt als geschätzter Geigenvirtuose. Bevor er 1851 die Badekapelle von seinem Vater Johann Christoph übernahm, war er u. a. auch im Leipziger Gewandhausorchester angestellt und stand mit Mendelssohn-Bartholdy und Schumann in Verbindung. Möglich, dass er noch um 1900 einer jungen Geigerin Kontakte vermitteln konnte.
Ich hoffe, dass ich Ihnen einige Anregungen geben konnte. Ob daraus Fakten werden, mag ich aber bezweifeln, denn die Orchesterarchive in Markneukirchen und Bad Elster (sofern solche existieren) lassen kaum auf Geigenschüler(innen) um 1900 schlieÃen.
Herzliche GrüÃe
E. Weller
Ihre Anfrage in unserem Forum habe ich gelesen. Interessant finde ich vor allem die Tatsache, dass eine Frau â zumal noch aus einer Landgemeinde stammend - im späten 19. Jh. eine Laufbahn als Musikerin begann. Wie Ihnen schon mitgeteilt wurde, gibt es bei uns in Markneukirchen hierzu keine Unterlagen. Das Plauener Vogtland-Konservatorium scheidet als Informationsquelle ebenfalls aus, da es als Musikschule auch heute noch vorrangig für die Stadt Plauen und Umgebung zuständig ist.
Ich würde Ihnen aber gerne einige Vermutungen mitteilen, die mit dem Beginn der Ausbildung von Elsa Wunderlich im Zusammenhang stehen könnten.
Erster Anlaufpunkt für musikalische Unterweisungen waren in der Regel die Dorfschulmeister, die gleichzeitig das Amt des Kantors bekleidet haben. Hierzu könnte man in Adorf bzw. Wohlbach recherchieren, wird aber sicherlich kaum weiterkommen. Es kann aber durchaus sein, dass ein solcher Lehrer und Kantor ein begabtes Kind seiner Gemeinde zur Ausbildung weiterempfohlen hat.
Sie erwähnen die Häufigkeit der Berufsangabe âMusikerâ bei den Vorfahren. Hierzu weià ich, dass gerade in den Dörfern im Städte-Viereck Adorf, Oelsnitz, Schöneck, Markneukirchen eine Familie Huster musikalisch aktiv war. Nach einer Ausbildung beim Oelsnitzer Stadtpfeifer unterhielt der 1852 geborene Alwin Huster eine eigene Kapelle, mit der man vielfältige musikalische Aufgaben in den Landgemeinden abdecken konnte. Da man â neben der eigenen Landwirtschaft bzw. der Ausübung eines Handwerks - mit dem âMusikmachenâ einen Teil des Lebensunterhalts bestreiten konnte, gab es sicher auch eine eigene Nachwuchsausbildung.
Neben den Stadtpfeifern etablierten sich im Vogtland im 19. Jh. mehrere Musikschulen. In Markneukirchen, Klingenthal und Adorf standen diese in einem engen Zusammenhang zum ortsansässigen Musikinstrumentenbau, sie bildeten eine wichtige Grundlage für die spätere Berufsschulausbildung. Die ersten Musiklehrer, die dort in der Mitte des 19. Jh. wirkten, mussten eigentlich in alter Stadtpfeifermanier fast alle Instrumente beherrschen. Im Mittelpunkt stand aber immer das Geigenspiel, wobei hier die Knaben (von Mädchen ist nie die Rede) in der Elementarausbildung zu groÃen Gruppen zusammengefasst waren. Die Musikschullehrer leiteten in Markneukirchen in der Regel auch das âStadtmusikchorâ. Unter MD Carl Sachs, von Haus aus ein Geiger, spielte das Orchester in den Jahren 1870-1908 ein respektables klassisches Repertoire auch im sinfonischen Bereich.
Wenn man vom weiteren Lebensweg Ihrer Vorfahrin ausgeht, dann könnte ein entscheidender Impuls auch von Bad Elster ausgegangen sein. Die dortige Kurmusik war über zwei Generationen in den Händen der Familie Hilf. Musikdirektor Christoph Wolfgang Hilf (1818-1911) galt als geschätzter Geigenvirtuose. Bevor er 1851 die Badekapelle von seinem Vater Johann Christoph übernahm, war er u. a. auch im Leipziger Gewandhausorchester angestellt und stand mit Mendelssohn-Bartholdy und Schumann in Verbindung. Möglich, dass er noch um 1900 einer jungen Geigerin Kontakte vermitteln konnte.
Ich hoffe, dass ich Ihnen einige Anregungen geben konnte. Ob daraus Fakten werden, mag ich aber bezweifeln, denn die Orchesterarchive in Markneukirchen und Bad Elster (sofern solche existieren) lassen kaum auf Geigenschüler(innen) um 1900 schlieÃen.
Herzliche GrüÃe
E. Weller