Holzflöte R. Oswald Adler

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kryz
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Holzflöte R. Oswald Adler

Beitrag von kryz »

Hallo,
kürzlich ist eine Oswald Adler Holzflöte aus einem Nachlass über Umwege in meinen Besitz gekommen.

Im Internet ist leider über diese Marke nicht viel zu finden und ich würde mich demnach sehr über ein paar Informationen (Baujahr, Qualität, "Features") freuen.

Hier ein paar Photos:

http://s587.photobucket.com/albums/ss32 ... di/floete/

Seriennummer konnte ich keine finden.

Vielen Dank

Chris

intune
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Registriert: Di 02. Okt 2007, 11:17
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Re: Holzflöte R. Oswald Adler

Beitrag von intune »

hi kryz

auf fremdwegen? mit der quer, passt aber gut zum sax.

wer sucht der findet, hier eine textpassage von johannes aus diesem forum, zu finden über die suchfunktion.

Adler wurde am 18.12.1863 in Hermsgrün (bei Adorf) geboren und starb am 8.10. 1946 in Markneukirchen. Er war Holzblasinstrumentenmacher und lernte bei seinem Vater Johann Gottlob (1825-1900). Nach seiner Lehre, die er an der Fachschule in Markneukirchen mit Auszeichnung beendete, arbeitete Adler für die Firma Sauerhering in Magdeburg. 1891 gründete er unter eigenem Namen eine Firma. Neben der Herstellung von Holzblasinstrumenten handelte Adler mit Musikinstrumenten aller Art. Die Firma bestand als Versandhandel unter Olga Adler noch bis April 1961 in Markneukirchen. Robert Oswald Adler signierte u.a. mit "ROA" bzw. "Roa". Er war der Lehrherr von Paul Schlosser, Kurt Weck, Paul Fickelscherer und Carl Strübing (Schweiz). Sein Sohn Johannes Adler gründete 1924 in Markneukirchen sein eigenes Geschäft und erwarb sich durch die Herstellung von Blockflöten einen sehr guten Ruf.

deine quer ist sehr gute handwerksarbeit, metallfassungen an den steckverbindungen. sie hat einen sogenannten reformkopf der optisch dieser schönen holzflöte abträglich ist, damals aber mode war. wenn du ernste absichten hast zu spielen lohnt eine revision, aber achtung stimmung prüfen, kann sein 435, kann sein 440. falls es für den englischen markt gefertigt wurde (läßt sich ja über den herkunftsweg klären) ist auch eine 466 stimmung möglich.
wenn du noch mehr wissen willst, bitte pm.
gruss

kryz
Beiträge: 2
Registriert: Fr 05. Jun 2009, 15:09

Re: Holzflöte R. Oswald Adler

Beitrag von kryz »

Servus,
vielen Dank für die Hilfe.
Den von dir zitierten Text zum Hersteller hab' ich gefunden, konnte aber keinen Schluss auf die Qualität des Instrumentes ziehen. Das "Roa" (mit viel Fantasie) ist vorhanden. Die Flöte ist technisch in einem guten Zustand und spielbar, ein paar Kleinigkeiten sollten aber nachjustiert werden, was ich bei Gelgenheit machen lassen werde. Die Stimmung ist 440hz - mit Tuner geprüft! Inwieweit ich ernste Absichten hab' weiß ich noch nicht, bisher habe ich eine moderne Pearl und ich denke ich bin damit für meinen Zweck wohl besser beraten, da unempfindlicher.

Viele Grüße

Chris

intune
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Re: Holzflöte R. Oswald Adler

Beitrag von intune »

hi kryz,

noch etwas wichtiges:
roa hat keine eigenen querflöten gebaut, sie aber mit roa gestempelt, gefertigt hat sie gustav reinhold uebel, nicht zu verwechseln mit den klarinetten-uebels!!

noch etwas text zum selbststudium

Gustav Reinhold Uebel (1918-1981)
Übernahm 1959 die 1910 in Erlbach gegründete Holzblasinstrumenten-Werkstatt von seinem Vater Gustav Reinhold Uebel sen. (1873-1960). Dessen Vorfahren waren ebenfalls bereits im Holzblasinstrumentenbau tätig. G. R. Uebel lernte den Flötenbau bei seinem Vater und machte 1947 die Meisterprüfung. 1972 wurde die Werkstatt Betriebsteil des VEB (früher: PGH) "Sinfonia", es erfolgte die Zusammenlegung mit der Fa. Krebs. Die gemeinsame Firma wurde als "Flötenbau Erlbach" Teil des VEB "B&S" ("Blechblas- und Signalinstrumente"), die Marke "Gust. Reinh. Uebel" wurde weiterhin verwendet. Die Uebelflöten waren in der 70er und 80er Jahren auch in Westdeutschland beliebte Schülerflöten. Die in der sächsischen Tradition gebauten Konzertflöten (versilbert und Silberkopf) waren preisgünstig und sorgfältig hergestellt, hatten aber keine professionellen Spieleigenschaften. Ein auffälliges Erkennungsmerkmal der Konzertflöten war die lange Steckverbindung am Fußstück, bei der das Dis-Tonloch durch die Steckverbindung führte. Diese Bauweise geht auf die um 1900 gebauten Flöten des französischen Flötenbauers Djalma Julliot zurück. Neben Konzertflöten aus Metall wurden Konzertflöten aus Holz und Metall-Piccolos gebaut.
Die Firma Uebel bezog in den letzten Jahren vor der Wiedervereinigung Halbfertig-Teile von Hammig und montierte sie im eigenen Betrieb. 1991 übernahm die westdeutsche Firma W. Schreiber & Söhne diesen Betriebsteil, um hier Klarinetten ansetzen zu lassen; der Flötenbau wurde eingestellt.

Paul Krebs machte seine Lehre von 1930-33 bei Gustav Reinhold Uebel (sen.) in Erlbach, bei dem er später auch (bis 1939) als Geselle arbeitete. Nach dem Krieg arbeitete er von 1948 an als Holzblasinstrumentenmacher bei der Firma Karl Bauer, 1951 machte er seine Meisterprüfung, 1953 gründete er seine eigene Firma. Diese trat 1961 der "PGH Sinfonia" bei, 1972 wurde daraus der "VEB Sinfonia", ab 1984 "VEB B&S". 1980 erfolgte die Vereinigung der Werkstätten Gust. Reinh. Uebel und Krebs zum "Flötenbau Erlbach". 1986 beendete Paul Krebs seine berufliche Tätigkeit, danach wurden Modell und Name Krebs nicht weiter verwendet; der Flötenbau wurde unter der Marke Gust. Reinh. Uebel weitergeführt.


Hier noch ein text aus einem ehemaligen angebot: (von einem holländer)

Gustav Reinhold Uebel versilberte Flöte (B-Fusz)

Dieses Instrument ist nicht graviert aber die Kenmerke diese Flöte macht es gewiss dasz es um eine Gustav Uebel (der Vater) geht. Mit vielen Dank für das Markneukircher Museum!Ihres Kommentar:
das Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung übergeben.
Mit Ihrer Zuordnung zur Werkstatt G. Reinhold Uebel haben Sie nach meinem Kenntnisstand völlig Recht.
Der lange Zapfen zum Fußstück mit dem Dis-Tonloch gilt als besonders Merkmal der Erlbacher Uebel-Boehmflöten. Darauf hat Klaus Dapper vor drei Jahren in „Flöte aktuell“ hingewiesen. (Dapper, Klaus. Querflötenkauf V. Welt-Übersicht Querflötenhersteller: Böhmflötenbau in Deutschland, in: Flöte Aktuell 1/2004, S. 17-28.)
Die Firma Gust. Reinh. Uebel wurde bereits 1910 von Gustav Reinhold Uebel I (1873-1960) gegründet. Dessen Sohn Gustav Reinhold Uebel II; (1918-1981) übernahm die Werkstatt 1959.

Ich nehme an, dass Ihr Instrument wohl eher vom Vater als vom Sohn stammt. Zum einen haben die Klappendeckel am Unterstück ein eher konservatives Design, zum anderen deutet auch die Tatsache, dass das Instrument nicht signiert ist, darauf hin. Denn in der Zeit von G. R. Uebel I wurden die Instrumente vogtländischer Handwerker meist durch Musikinstrumentenhändler in Markneukirchen vertrieben, die ein Anbringen der Werkstatt-Signatur nicht wollten.

Gustav Reinhold Uebel I hatte sich spätestens Mitte der 1930er Jahre auf Boehmflöten spezialisiert. Über mögliche Einflüsse auf sein Modell gibt es jedoch keine Informationen mehr.


servus
intune

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